Vogelsberg
Der Vogelsberg ist ein Mittelgebirge in Mittel- bzw. Osthessen, der einzige Schildvulkan in Deutschland und gleichzeitig das größte Basaltmassiv in Europa. Das waldreiche Gebiet bildet den Südwestteil des Osthessischen Berglandes, hindurch verläuft ein langer Abschnitt der Rhein-Weser-Wasserscheide. |
Geografie Das Mittelgebirge liegt im Vogelsbergkreis ca. 60 km nordöstlich von Frankfurt (zwischen Alsfeld, Fulda, Büdingen und Nidda). Im Norden schließt sich der Knüll an, im Osten die Rhön, im Südosten der Spessart und im Südwesten die Wetterau. Diese geht in gleicher Richtung in die südhessische Niederungslandschaft des Rhein-Main-Gebietes über. |
Geologie Tektonische und vulkanische Vorgänge sowie die Abtragungen haben das natürliche Bild des Vogelsberges geformt. Die Menschen haben ihn nach ihren Vorstellungen umgestaltet und sein Aussehen verändert. Der Vogelsberg ist ein erloschener Vulkan aus dem Jungtertiär, er überdeckt Sedimente eines Meeres aus dem Mitteloligozän. Die Ursache für die Entstehung des Vogelsberges sind Krustenbewegungen, die sich an überwiegend nordsüdlich gerichteten Bruchzonen vollzogen. Der Oberrheingraben, der niederrheinische Grabenbereich sowie die herzynischen Brüche, trafen unter dem heutigen Vogelsberg zusammen. Hier war die Erdkruste stark in einzelne Schollen zerstückelt, womit die besten Voraussetzungen für den Aufstieg des basaltischen Magmas gegeben waren. Die ersten vulkanischen Ausbrüche fanden im unteren Miozän vor ca. 18 bis 20 Mio. Jahren statt. Erst in der letzten Epoche der Tertiärzeit vor etwa 7 Mio. Jahren dürfte der Vogelsberg erloschen sein. Während seiner aktiven Tätigkeit, die sich über einen großen Zeitraum erstreckte, wurden aus vielen Einzelvulkanen neben Tuffen und Schlacken gewaltige Mengen an Lava ausgestoßen. Diese breiteten sich, oft gegenseitig überlappend, über eine Fläche von rd. 2.500 km² aus. Mit seinen unterschiedlichen Basalten und Basalttuffen stellt der Vogelsberg das größte zusammenhängende Vulkangebiet des europäischen Festlandes dar. Zwischen den jeweiligen Ergussphasen lagen oft lange Ruhezeiten mit starker Abtragung, die vulkanische Tätigkeit hat im heutigen Oberwaldgebiet, dem Zentrum des Vulkanismus, wohl am längsten angehalten. Die heutige Darstellung des Vogelsberges ist das Resultat allseitig wirkender Abtragungskräfte und zeitweiliger Hebungsvorgänge. Hauptsächlich die nachfolgenden Eiszeiten haben das seinerzeitige Tundrengebiet durch mechanische Gesteinszerkleinerung, flächenhafte Abtragung und v. a. Ausnagung der Bach- und Flusstäler stark verändert. Das Ausmaß dieser Vorgänge wurde in keiner anderen Klimazone der Erde auch nur in etwa erreicht. Auch durch gewaltige Staubstürme v. a. während der Eiszeiten wurden große Mengen eines gelblichen Mehlsandes herangeführt. Viele weitere Umwelteinflüsse haben während Millionen von Jahren die Formen und Strukturen dieser Landschaft gestaltet und ihr die heutige Oberflächenform gegeben. Von der einst geschlossenen Basaltschicht ist ein zernagter Rest übriggeblieben. Von diesem schlängeln sich strahlenförmig eine Vielzahl von Bächen, Quellen und Rinnsalen ins Tal. |
Klima Das Klima im hohen Vogelsberg ist kühl gemäßigt mit vielen Niederschlägen. |
Flora und Fauna Nach den Eiszeiten besiedelten artenreiche Laubwälder den Vogelsberg, dominant war damals die Buche. In den Tälern und Tieflagen wachsen außerdem Eichen, Eschen, Wildkirschen, Ulmen und viele andere Baumarten. In höheren Gegenden kommen verstärkt Bergulmen, Bergahorn und Roterle vor. Die reichgegliederte vielfarbige Landschaft des Vogelsberges bietet insgesamt einer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt Lebensraum und Existenzgrundlage. In den Hochlagen befindet sich der Naturpark Hoher Vogelsberg. |
Tourismus Der Vogelsberg ist für seine Wintersportgebiete an der Herchenhainer Höhe und am Hoherodskopf bekannt. Im Sommer können verschiedene Wanderungen und Fahrradtouren unternommen werden. Auf dem Hoherodskopf befindet sich das Naturschutz Informationszentrum des Naturparks Hoher Vogelsberg und eine Tourist Information der Stadt Schotten. Hier startet der 8 km lange Höhenrundweg. Eine besondere Erlebnisqualität bietet auch der Vulkanring Vogelsberg, ein 125 km langer Rundwanderweg durch den Naturpark. Auch der Bonifatiusweg, der auf den Spuren des Leichenzuges des heiligen Bonifatius von Mainz nach Fulda verläuft, quert den Vogelsberg. |
Besiedlung Lange Zeit war das Gebiet des Vogelsbergs wegen seines rauen Klimas und seiner vielen Niederschläge nur dünn besiedelt. Ab etwa dem 5. Jahrhundert änderte sich dies jedoch und eine große Rodungs- und Siedlungsperiode setzte ein. In dieser Epoche entstanden viele der schönen Dörfer des Vogelsbergs und er erhielt seinen heutigen Charakter. Die Laubwälder wurden zur Holzkohlenherstellung und Landgewinnung gerodet, viel Land wurde für den Ackerbau genutzt. Lediglich die Hochlagen und die unfruchtbaren Bergkuppen blieben wegen ihrer Unwirtlichkeit verschont. |