Göttingen

Basisdaten:

Einwohnerzahl:: 121.581 (31. Dez. 2006)
Fläche: 117,27 km²
Bundesland: Niedersachsen
Regierungsbezirk: -
Kreis: Göttingen

Geographie:

Die Stadt liegt an der Grenze der "Leine-Ilme-Senke" zum Göttinger Wald und wird in Süd-Nord-Richtung von der Leine durchflossen, der nördliche Stadtteil Weende von der Weende. Mehrere nordöstliche Stadtgebiete werden von dem Lutter, mehrere westliche von der Grone durchflossen.

Wenige Kilometer weiter nördlich schließt sich der Nörtener Wald an, am südlichen Stadtrand von Göttingen liegt der vom Wasser der Leine gespeiste Göttinger Kiessee. Das zu Göttingen gehörende Gebiet liegt auf 138 bis 427,5 m ü. NN, westlich der Berge Kleperberg (332 m) und Hainberg (315 m). Die Mackenröder Spitze an der Ostgrenze des Göttinger Waldes ist der höchste Berg Göttingens. Im Stadtgebiet bzw. westlich der Leine liegt der Hagenberg (174 m) und etwa 2 km südlich davon des Egelsbergs. An der westlichen Stadtgrenze erheben sich mit 363 m der Knutberg und mit 288 m der Kuhberg.

Göttingen liegt zwischen Solling (34 km nordwestlich), Harz (60 km nordöstlich), Kaufunger Wald (27 km süd-südwestlich), Dransfelder Stadtwald (13 km südwestlich) und Bramwald (19 km westlich).

Klima:

Im langjährigen Mittel erreicht die Lufttemperatur in Göttingen 8,7 °C, und es fallen 661 mm Niederschlag. Zwischen Mai und August kann mit durchschnittlich 22 Sommertagen, an denen die Maximaltemperatur 25 °C übersteigt, gerechnet werden.

Stadtgliederung:

Das Stadtgebiet Göttingens ist in 18 Stadtbezirke bzw. Stadtteile eingeteilt.

Geschichte:

Das Stadtgebiet ist, wie zahlreiche Fundstellen zeigen, seit der frühen Jungsteinzeit besiedelt. Weiterhin finden sich Besiedlungsspuren der Bronze- und Eisenzeit. Das Dorf Göttingen lässt sich archäologisch bis ins 7. Jahrhundert nachweisen, welches 953 unter dem Namen Gutingi erstmals in einer Urkunde von Kaiser Otto I. erwähnt wurde. Dieses lag am Ostrand des Leinetalgrabens im Umkreis der heutigen St. Albanikirche auf einem Hügel. Diese ist die älteste Kirche Göttingens, auch wenn das heutige Gebäude erst aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammt. Neuere archäologische Funde weisen auf ein ausgebildetes Handwerk hin und schließen auf weitreichende Handelsbeziehungen. Über das Schicksal des Dorfes Gutingi im frühen Mittelalter ist wenig bekannt.

An der zur Furt über die Leine führenden Straße entstand im Laufe der Zeit eine kaufmännische Siedlung. Diese führte den Ortsnamen weiter und erhielt später das Stadtrecht. Aus dem "Alten Dorf", welches der Stadt den Namen gab, ging jedoch nicht die neue Stadt hervor, dieses lag sogar außerhalb der ersten Stadtmauer. Unter welchen Umständen dann die eigentliche Stadt Göttingen entstand, wurde nicht exakt beurkundet. Man nimmt an, dass Heinrich der Löwe die Stadtgründung initiierte, die dann wohl zwischen 1150 und 1180/2000 erfolgte.

Für die Zeit von 1201 - 1208 wird Pfalzgraf Heinrich als Stadtherr angegeben und es werden erstmals Göttinger Bürger erwähnt. Göttingen war den welfischen Herzögen von Braunschweig-Lüneburg unterworfen, welche in der Burg residierten, die in der nordöstlichen Ecke der ältesten Stadtbefestigung lag. Göttingen wurde in der Frühzeit seiner Geschichte als Stadt in Konflikte der Welfen mit ihren Widersachern hineingezogen, was den politischen Interessen der Göttinger Bürger diente. Es ist anzunehmen, dass spätestens zu dieser Zeit ein von den Bürgern gestellter Stadtrat existierte, Namen von Ratsherren werden erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1247 genannt.

Außerhalb der alten Stadtbefestigung lag noch das alte Dorf mit der Kirche St. Albani, welches im Hochmittelalter nur zu Teilen zum welfischen Herrschaftsbereich gehörte. Daher konnte es nicht an den städtischen Privilegien und am Schutz durch die Stadtmauer teilhaben. Zunächst durch Wälle, wurde die Stadt Ende des 13. Jahrhunderts auch durch Mauern auf den Wällen geschützt. Das damals befestigte Areal umfasste etwa 25 Hektar, der südlich der Mauern fließende Bach Gote wurde um diese Zeit durch einen Kanal mit der Leine verbunden.

Im Zuge der welfischen Erbteilungen erhielt 1286 Herzog Albrecht der Feiste die Herrschaft über Südniedersachsen, welcher Göttingen zu seinem Herrschaftssitz wählte. Dieser legte außerhalb der Mauern im Westen noch vor 1300 eine Neustadt an, um ein Gegengewicht zur wirtschaftlich und politisch schnell wachsenden Stadt zu schaffen. Dennoch dehnte sich Göttingen weiter nach Westen aus, da es dem Göttinger Rat gelang, der Neustadt alle Entwicklungsmöglichkeiten zu verbauen. Im Jahr 1319 kaufte der Rat der Stadt Göttingen die Neustadt für nur 300 Mark auf. Im Süden wurde zunächst die St. Marien-Kirche errichtet, welche 1318 samt den angrenzenden Höfen dem Deutschen Ritterorden übertragen wurde. Im späten 13. Jahrhundert wurden am Rande der Altstadt zudem 2 Klöster gegründet, im östlichen Teil wurde zunächst ein Franziskanerkloster errichtet, wo sich die Franziskaner bereits seit 1268 angesiedelt haben sollen. Diese trugen als Ausdruck ihrer Armut und Demut keine Schuhe und wurden daher "Barfüßer" genannt, woran auch der heutige Name der zum Kloster führenden Straße erinnert. 1294 wurde gegenüber der Neustadt am Leinekanal ein Dominikanerkloster gegründet, als dessen Klosterkirche die 1331 geweihte Paulinerkirche diente.

Auch siedelten sich Juden im späten 13. Jahrhundert in der Stadt an. Zum 01.03.1289 erteilten die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg dem Göttingen Rat die Erlaubnis, den Juden Moses in der Stadt aufzunehmen. In Göttingen war die Geschichte der Juden bereits im Mittelalter von großem Leid geprägt. Im Jahre 1369/70 trat Herzog Otto III. der Stadt das Recht der Gerichtsbarkeit über die Juden ab, danach kam es immer wieder zu blutigen Vertreibungen und Pogromen. Von 1460 - 1599 wohnten über 100 Jahre keine Juden mehr in Göttingen.

Das 14. und 15. Jahrhundert war für Göttingen eine Blütezeit wirtschaftlicher Machtentfaltung, was auch an Bauwerken dieser Zeit erkennbar ist, wie der Neubau der St. Johannis-Kirche und der St. Nikolaikirche. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde auch mit dem Neubau de St. Johannis-Kirche begonnen. Nach 1366 entstanden auch wesentliche Teile des jetzigen Rathauses, das Gebäude in seiner heutigen Form wurde jedoch erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts gebaut. Um 1360 wurde auch der Befestigungsring um die Stadt neu abgesteckt und umfasste danach auch die Neustadt und das Alte Dorf. Während der Baumaßnahmen wurden 4 Stadttore weiter nach außen verlagert, das Stadtgebiet wuchs auf etwa 75 ha.

Nachdem Göttingen an Herzog Ernst I. gegangen war, bildete dieses ein Teilfürstentum im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, das Fürstentum Göttingen war jedoch das wirtschaftlich ärmste der welfischen Fürstentümer. Unter Otto III. gelang es Göttingen, seinen Status als autonome Stadt weiter zu festigen. Otto III. war ein markanter Vertreter des damaligen Rittertums, dem die aufblühende Macht der Städte ein Dorn im Auge war, weshalb seine Herrschaft von Fehden und außenpolitischen Konflikten geprägt war. Es gelang ihm jedoch nicht, die Landesherrschaft weiter auszubauen, wovon die Selbständigkeit von Göttingen profitierte. Auch das herzogliche Landgericht am Leineberg geriet nun unter den Einfluss von Göttingen und wurde 1375 von Otto an die Stadt verpfändet, auch gelang es gerichtsherrschaftliche Rechte und grundherrschaftliche Rechte von Otto zu erwerben.

Im April 1387 erreichte der Streit zwischen der Göttingen und Otto seinen Höhepunkt, die Bürger stürmten die herzogliche Burg innerhalb der Stadtmauern, wonach Otto Dörfer und Ländereien in der Umgebung vernichtete, Göttingen konnte jedoch im Juli in einer offenen Feldschlacht einen Sieg über die fürstliche Streitmacht erringen. Danach musste Otto die Freiheit der Göttinger Güter in der Umgebung anerkennen. Nach dessen Tod konnte die Stadt unter Otto Cocles seine Autonomie weiter ausbauen.

Das Verhältnis zur welfischen Landesherrschaft war bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durch eine Zurückdrängung des landesherrlichen Einflusses auf die Stadt gekennzeichnet. Göttingen konnte sich eine bedeutende Selbständigkeit erkämpfen und wurde teilweise in Urkunden unter den Reichsstädte geführt und zu wichtigen Reichstagen geladen. Nach weiteren Teilungen und Herrschaftswechseln erhielt Erich die Herrschaft über das zusammengelegte Fürstentum Calenberg-Göttingen. Diesem wurde die Huldigung zunächst verweigert, woraufhin er eine Reichsacht gegen Göttingen erwirkte. Durch die ständigen Spannungen wurde Göttingen wirtschaftlich geschwächt und leistete dann doch 1512 die Huldigung, wonach das Verhältnis zwischen Erich und der Stadt friedlich wurde.

Die wachsende wirtschaftliche Bedeutung der Stadt war die Grundlage für ihren Aufschwung im Spätmittelalter. Göttingen profitierte vor allem durch seine verkehrsgünstige Lage, wodurch die Textilproduktion begünstigt wurde. Neben den Leinenwebern siedelten sich in der Neustadt auch die Wollenweber an, deren Produkte erfolgreich nach Holland und über Lübeck exportiert wurden. Ab 1475 wurden neue Fachkräfte angeworben, welche neue Techniken für die Wollverarbeitung mitbrachten und somit die Stellung der Stadt als exportorientierte Tuchmacherstadt festigten. Erst zum Ende des 16. Jahrhunderts kam es durch die Konkurrenz der billigen englischen Tücher zum Niedergang des Göttinger Tuchmachergewerbes.

Auch die Göttingen Kaufleute profitierten von der guten Verkehrslage und der Göttinger Markt erreichte überregionale Bedeutung, zu dem häufig viele fremde Händler nach Göttingen kamen. Der Hanse trat Göttingen ebenfalls bei, 1351 wurde die Stadt erstmals zum Hansetag geladen, das Verhältnis zur Hanse blieb jedoch weitgehend distanziert und bereits 1572 folgt der Austritt.

Das 16. Jahrhundert brachte Göttingen zunächst wirtschaftliche Probleme, welche zu Spannungen führten, und 1514 kam es zum offenen Konflikt zwischen Handelsgilden und Rat. Am 06.03.1514 stürmten die Gilden das Rathaus und nahmen den Rat gefangen. Mit Herzog Erich I. konnte dieser zwar seine alte Stellung wieder zurückgewinnen, der weiter andauernde Konflikt bildete dann jedoch den Nährboden für die Einführung der Reformation in Göttingen. Diese kam in Göttingen jedoch erst 1529 auf, Anlass war eine Bartholomäus-Prozession. Die Reformation bewirkte in Göttingen eine überraschende Beschleunigung des Umbruchs, nun war auch ein evangelischer Prediger (der Dominikaner Mönch Friedrich Hüventhal) in der Stadt, welcher zunehmend an Einfluss gewann. Nach kontroversen Verhandlungen mit dem Rat konnte dieser am 24.10.1529 den ersten regulären evangelischen Gottesdienst in Göttingen feiern.

Erich I. war bereits 1525 dem Dessauer Bund beigetreten und sah durch die Einführung der Reformation in Calenberg-Göttingen das Verhältnis zwischen der Stadt und ihrem Landesherren empfindlich gestört. Nachdem die Göttinger am 18.11.1529 mit einem abschließenden Rezess die Kirchenreform und politische Neuerungen zusammenfassten, reagierte Erich schroff, und wandte sich mit einem Fehdebrief an die Stadt. Hüventhal musste daraufhin die Stadt verlassen, was jedoch nicht das Ende der Reformation in Göttingen bedeutete, da die Bürger den Prediger Heinrich Winkel in die Stadt holten. Zu dieser Zeit wurde auch Johann Bruns wichtig für die Göttinger Kirchenpolitik, welcher später Syndicus der Stadt werden sollte. Der Rat von Göttingen ließ die Pfarrkirchen, in denen nicht lutherische gepredigt werden dufte, schließen. Danach wurde am Palmsonntag des Jahres 1530 die neu ausgearbeitete Kirchordnung Göttingens verlesen, welche sogar Martin Luther zur Korrektur und Absegnung vorgelegt wurde.

Nach Abschluss der Reformation spitzte sich die Situation nochmals zu, Herzog Erich I. erlangte auf dem Landtag zu Moringen die Unterstützung der Stände für die Forderung an die Stadt, zur alten Kirche zurückzukehren. Göttingen entschloss sich am 31.05.1531, dem Schmalkaldischen Bund beizutreten. Im April 1533 gelang es der Stadt dann, sich mit dem Herzog ins Benehmen zu setzen und in einem Vertrag die Kontroverse auszuräumen.

Nach Erichs Tod im Jahre 1540 übernahm seine Frau Elisabeth die vormundschaftliche Regierung für ihren Sohn Erich II. und begann von ihrer Leibzucht Münden aus, im Fürstentum Calenberg-Göttingen die Reformation durchzusetzen. Diese machte den Pfarrer Anton Corvinus zum Superintendenten für das Fürstentum und ließ sich von diesem die Calenberger Kirchenordnung ausarbeiten, die 1542 in Druck ging.

Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg 1548 mussten diese das Augsburger Interim hinnehmen. Dies fiel auch den Göttingern schwer und sie weigerten sich, dieses durchzusetzen. Nach der Rückkehr von Herzog Erich II trat dieser 1549 zum katholischen Glauben über und setzte das Interim durch, was die Entlassung des Superintendenten Mörlin nach sich zog. Erich II. versprach, das Fürstentum bei der Kirchenordnung von 1542 und bei der evangelischen Lehre zu belassen. Nach dessen Tod 1584 fiel das Fürstentum an Herzog Julius von Wolfenbüttel, wodurch das Fürstentum Calenberg-Göttingen wieder an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gelangte.

In den folgenden Jahren musste Göttingen neben dem wirtschaftlichen Niedergang auch mehrere Pestausbrüche verkraften. 1623 wurde die Stadt erstmals in den 30jährigen Krieg einbezogen, und musste auf Drängen von Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel vorübergehend eine Garnison aufnehmen. Dessen Bruder Christian hatte den niedersächsischen Reichskreis, dem auch Göttingen angehörte, mit in den Krieg gezogen.1625 wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut, woraufhin schon im Herbst der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein die Stadt belagerte. Dieser zog dann weiter, nachdem er als Beute die gesamte Göttinger Kuhherde davon geführt hatte. Göttingen bereitete sich nunmehr auf seine Verteidigung vor, kurz darauf stand jedoch bereits Tilly, der Feldherr der katholischen Liga, im Sommer 1626 vor der Stadt. Dieser ließ die Stadt angeblich 5 Wochen lang beschießen und die Leine durch Harzer Bergleute umleiten. Göttingen musste Tilly dann am 03.08.1626 die Tore öffnen. Nach dessen Sieg in der Schlacht bei Lutter am Barenberg über die dänischen Truppen, konnte er seine Position in Niedersachsen sichern und Göttingen blieb von kaiserlich-katholischen Truppen besetzt.

Die Stadt litt unter der Besatzung und den schweren Kontributionslasten, woraufhin ein Großteil der Bevölkerung Göttingen verließ. Nach 6 Jahren änderten sich die Machtverhältnisse und Göttingen wurde unter Wilhelm von Weimar für die evangelische Seite zurückerobert. Ab 1632 war die Stadt fest in der Hand protestantischer Truppen, was jedoch zunächst noch keine Besserung der Verhältnisse für die Bürger bedeutete. 1634 fiel Göttingen nach der erneuten welfischen Erbteilung an Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg, der Hannover zu seiner Residenz wählte. Nach seinem Tod 1641 folgte Herzog Christian Ludwig, unter welchem Göttingen die letzte große Belagerung durch Piccolomini ertragen musste, wonach der Krieg zu Ende ging.

Auch nach dem 30jährigen Krieg ging der wirtschaftliche Niedergang der Stadt weiter, die Vorherrschaft der Gilden in Rat und Bürgerschaft wurde durch die Herrschaft des Landesherren abgelöst. Auch außenpolitisch änderte sich die Situation, das Fürstentum Braunschweig-Calenberg wurde unter Herzog Ernst August im Jahre 1692 von Kaiser Leopold I. zum Kurfürstentum ernannt. Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg benötigte eine Universität, welche in Göttingen angelegt werden sollte. Während der Regierungszeit von Georg II. August von England konnte 1734 der Lehrbetrieb der nach ihm benannten Universität eröffnet werden. Die Universität brachte neuen Aufschwung in die Stadt und förderte auch das Wachstum der Bevölkerung. Auch durch Bautätigkeiten veränderte sich das Gesicht der Stadt, neue Wohnungen, Gaststätten und Speiselokale wurden eröffnet.

Der 7jährige Krieg bedeutete für Göttingen neue Besatzungen durch die französische Armee, nach Kriegsende wurden die Stadtwälle geschleift, aus dem Stadtwall wurde eine Promenade. Die entmilitarisierte Universitätsstadt konnte sich nun wieder ganz dem Universitätsbetrieb widmen und nachfolgend Begann eine Blütezeit für Göttingen.

Von den von Napoléon Bonaparte geführten Kriegen blieb Göttingen verschont. Nachdem Hannover 1805 Preußen zugesprochen wurde, erfolgte die Besetzung Göttingens durch preußische Truppen. Nach dem Frieden von Tilsit 1807 verschwand das Kurfürstentum Hannover von der Landkarte. Göttingen wurde Teil des Königreichs Westfalen mit der Residenzstadt Kassel unter Napoléons Bruder Jérôme Bonaparte. Im Königreich Westfalen wurde Göttingen Hauptstadt des Leine-Departements, wodurch die Stadt Sitz mehrerer Behörden und Gerichte wurde. Göttingen passte sich der französischen Herrschaft, auch die Studentenzahlen stabilisierten sich wieder. Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft in Deutschland wurde das Kurfürstentum Hannover zum Königreich erhoben, Göttingen gehörte ab 1823 zur Landdrostei Hildesheim.

Nun kam in Deutschland die Nationalbewegung auf, welche mit Forderungen nach politischer Liberalisierung und Demokratisierung einherging. Im Jahr 1830 griff die Pariser Julirevolution auch auf Deutschland über und Göttingen erlebte im Folgejahr die sog. "Göttinger Revolution". In Göttingen kam es zu einem gewaltsamen Ausbruch, in dessen Folge es unter der Führung von Johann Ernst Arminius von Rauschenplatt zur Bildung eines Revolutionsrats kam. Am 08.01.1831 wurde der Magistrat von Göttingen aufgelöst, der König verlangte eine freie Verfassung für das Königreich Hannover und den Sturz der Regierung. Diese zeigte sich unnachgiebig und sandte Truppen in die Stadt, am 16. Januar folgte die Kapitulation und die Truppen quartierten sich in der Stadt ein.

Erst im März 1831 kehrte in Göttingen wieder Ruhe ein, auch die Universität konnte wieder geöffnet werden. Hernach nahm die Regierung tiefgreifende Veränderungen an der Stadtverfassung vor, an die Stelle der Gilden traten nunmehr Repräsentanten einer bürgerlichen Honoratiorenschicht. Im Jahr 1837 konnte die Aula der Universität eingeweiht werden, auf dem Vorplatz wurde Wilhelm IV. ein Denkmal errichtet. Unter König Ernst August I. kam es noch im gleichen Jahr zum Konflikt, nachdem dieser die Verfassung wieder aufhob. 7 Göttinger Professoren legten daraufhin Protest ein, welche am 12.12.1837 von Ernst August I. teilweise des Landes verwiesen wurden. Dieses Ereignis wirkte sich in ganz Deutschland aus, die "Göttinger Sieben" galten bald als Märtyrer des Bürgertums.

Durch die Protestaktion wurde die Opposition im Königreich aufgerüttelt, der Widerstand des Bürgertums hatte teilweise Erfolg. Mit dem Landesverfassungsgesetz vom 6. August 1840 erhielt Hannover wieder eine konstitutionelle Verfassung, die jedoch zugunsten des Monarchen ausfiel. Danach wurde es in Göttingen wieder ruhiger, die Universität verlor jedoch zusehends an Ansehen. Die Angehörigen der Universität waren der Meinung, dass das strenge Polizeiregiment von Göttingen schlecht für die Universität sei.

Bei der Märzrevolution von 1848 kam es in Göttingen zu keinem größeren Blutvergießen. In Göttingen wurden als revolutionäre Institutionen eine Bürgerversammlung und eine Bergerwehr gegründet. Die Bürgerversammlung scheiterte jedoch und löste sich bereits zum Jahresende wieder auf. Nun begann für Göttingen eine ruhige Zeit, ein für die Bedeutung der Stadtentwicklung bedeutendes Datum war der 31.07.1854, als die Eisenbahnstrecke von Alfeld nach Göttingen eröffnet wurde. Danach stiegen auch die Einwohnerzahlen wieder an, Wirtschaftsbetriebe siedelten sich in und um Göttingen an und es entstanden neue Wohnviertel.

Das Verhältnis der Stadt zu ihrem Monarchen blieb aber weiterhin ein angespannt, Georg misstraute dem Göttinger Bürgertum. Als dann am 22.06.1866 preußische Truppen in Göttingen einfielen, lehnten sich die Bürger kaum dagegen auf, preußisch zu werden. Unter preußischer Herrschaft passten sich die Göttinger relativ rasch den neuen Verhältnissen an, und es entwickelte sich eine Begeisterung für Otto von Bismarck. Neben dem Bismarckturm wurde am Klausberg auch ein Bismarckstein errichtet. In Göttingen hatte die preußischfreundliche Nationalliberale Partei starken Zulauf, während die Welfen-Partei eher im Göttinger Landkreis Erfolge erzielten.

In Göttingen kann erst ab der Jahrhundertwende vom Einsetzen der Industrialisierung gesprochen werden. Bedingt durch die Universität entwickelte sich nunmehr die feinmechanische, optische und elektrontechnische Industrie, welche die Textilwirtschaft ablöste. Ab 1870 wuchs auch die Stadtbevölkerung stark an, 1875 zählte Göttingen 17.000 Einwohner, 1900 waren es bereits 30.000. Der Großteil lebte noch in der Altstadt, lediglich die Mittel- und Oberschicht setzte sich östlich der Stadt auf den Höhen des Hainberges nieder.

In der Zeit des Kaiserreiches begann unter den Göttinger Bürgermeistern Merkel und Calsow der Ausbau der Versorgungseinrichtungen und Modernisierung der Stadt.

Im April 1914 entschloss sich Göttingen zum Bau einer Straßenbahn, bei Kriegsausbruch am 01.08. wurden die Arbeiten jedoch eingestellt und danach nie wieder aufgenommen. Nach anfänglichem Enthusiasmus zu Beginn des 1. Weltkrieges, machte sich auch in Göttingen bald Ernüchterung breit. Gewerbebetriebe mussten sich auf die Kriegswirtschaft einstellen und die Versorgung mit Lebensmitteln wurde zum Problem. Ab August wurde unterhalb des Lohberges ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet, wo zeitweise bis zu 10.000 Gefangene inhaftiert waren.

Im Zuge der Novemberrevolution 1918 wurde auch in Göttingen ein Soldaten- und Volksrat gewählt und eine Resolution verabschiedet, am 10. November hisste der Arbeiter Willi Kretschmer auf dem Rathaus die rote Fahne. In den unruhigen Jahren der Weimarer Republik fasste die NSDAP in Göttingen schnell Fuß, bereits 1922 wurde die NSDAP-Ortsgruppe Göttingen gebildet, wonach Göttingen als Hochburg der Nazis galt. Bei Massenaufmärschen der NSDAP und der SA kam es zu Zusammenstößen mit den politischen Gegnern, welche in Göttingen an der Tagesordnung blieben. Bedingt durch die Weltwirtschaftskrise ab 1929 kam es in der Stadt zu Betriebsschließungen, Arbeitslosigkeit und Not, was den Zulauf zur NSDAP begünstigte. Ein Auftritt von Adolf Hitler im Kaiser-Wilhelm-Park am 21.07.1932 bildete den Höhepunkt im Göttinger Reichswahlkampf, den 20.000 - 30.000 Zuhörer verfolgten. Bei der anschließenden Wahl konnten die Nazis die absolute Mehrheit erreichen.

In 4 eingemeindeten Stadtteilen, insbesondere der Gemeinde Grone, konnten die Nazis nur schwer Fuß fassen, und die Sozialdemokraten blieben stärkste Kraft. Bis zum Einsetzen der nationalsozialistischen Epoche genoss die Göttinger Universität weltweites Ansehen, das dann ein schlagartiges Ende hatte. Hitlers Ernennung zum Reichskanzler wurde am 30.01.1933 in Göttingen mit einem Fackelzug gefeiert, bereits am 5. März konnte die SA auf dem Rathaus die Hakenkreuzflagge hissen. Am 28.03.1933 wurden durch die SA jüdische Geschäfte beschädigt und jüdische Mitbürger tätlich angegriffen. Weiterhin wurde ein KZ eingerichtet, das ab 1940 als Jugendkonzentrationslager diente. In der Folgezeit wurden Juden systematisch aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft verdrängt, was langfristig zu einer Verarmung des Geisteslebens in Göttingen führte, was infolge der Bücherverbrennung schon bald spürbar wurde.

Die systematische Verdrängung der Menschen jüdischer Abstammung aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft sollte ferner für die Universität insbesondere im Bereich der Mathematik und Physik zu einem Aderlass werden, von dem sich die Naturwissenschaften in Göttingen und auch in ganz Deutschland nie voll erholt haben. Im Zuge der Gleichschaltung der Studentenverbindungen, wodurch diese in die nationalsozialistischen Kameradschaften überführt werden sollten, kam es zu Auseinandersetzungen, welche 1934 in den Göttinger Krawallen einen Höhepunkt fanden.

Die Göttinger Synagoge wurde anlässlich der "Reichspogromnacht" verbrannt, 1938 lebten nur noch etwa 220 Juden in der Stadt, welche Opfer der Angriffe von SA und SS wurden. Die letzten 140 Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Göttingen wurden 1942 in die Vernichtungslager deportiert. Die folgenden Luftangriffe gingen für Göttingen glimpflich aus, welche hauptsächlich dem Bahnhof galten, insgesamt gab es ca. 120 Tote. In der Folge wurde Göttingen jedoch mit Bombenflüchtlingen der Nachbarstädte Kassel, Hannover und Braunschweig überfüllt, in den Krankenhäusern der Stadt befanden sich drei- bis viertausend verwundete Soldaten. Göttingen wurde vor den anrückenden amerikanischen Truppen von allen Kampfeinheiten verlassen und konnte ohne größere Kampfhandlungen am 08.04.1945 befreit werden. Nach Kriegsende wurde Göttingen der britischen Besatzungszone zugeschlagen.

Nach Kriegsende wurde Göttingen Anlaufstelle für viele Interzonenwanderer- und Flüchtlinge. Die Göttinger Universität konnte als erste in Deutschland zum Wintersemester 1945/46 den Lehrbetrieb wieder aufnehmen. 1949 besiedelten bereits 80.000 Bürger die Stadt, wodurch Göttingen zu dieser zeit zu den am dichtesten besiedelten Städten in Deutschland gehörte. In den ersten Jahren nach Kriegsende wurde hauptsächlich die Weststadt bebaut.

Am 12.04.1957 kam es zu einer erneuten "Göttinger Erklärung" nachdem 18 deutsche Atom- und Kernphysiker (darunter auch Max Born, Otto Hahn, Werner Heisenberg und Max von Laue) unter der Federführung von Carl Friedrich von Weizäcker vor der Ausrüstung der Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen warnten, was von Erfolg gekrönt war.

Durch das "Göttingen-Gesetz" vom 26.06.1964 wurden Eingemeindungen und Industrialisierung nachgeholt. Gemeinden wurden eingegliedert, die Stadt Göttingen in den Landkreis Göttingen eingegliedert. Göttingen erhielt eine Sonderstellung im Kreis, da für die Stadt weiterhin die Vorschriften für kreisfreie Städte anwendbar sind. Durch die Eingliederungen wurde das Stadtgebiet auf 7371 ha vergrößert, die Einwohnerzahl erhöhte sich auf 109.000, womit die Weichen zur Entwicklung einer modernen Großstadt gestellt waren.

1968 wurde der Reitstall in der Weender Straße abgerissen, welcher von heftigen Bürger- und Studentenprotesten begleitet wurde. Zwischen 1966 und 1975 wurden die innerstädtischen Straßen weitgehend zu Fußgängerzonen ausgebaut, die Verwaltung konnte 1978 ihr neues Rathaus beziehen. Im Reitstallviertel entstanden ein Kaufhaus und ein Stadtbad, welches um 2004 wieder abgerissen wurde. Auch die wachsende Universität wurde modernisiert, nachdem die Studentenzahl stark angestiegen war. Ab 1964 entstand der heutige Campus und das geisteswissenschaftliche Zentrum auf dem Gebiet des ehemaligen Universitätssportzentrums nördlich der Altstadt. Zwischen Weende und Nikolausberg wurde die Nord-Uni aufgebaut, wo sich heute ein Großteil der naturwissenschaftlichen Einrichtungen befindet. Ab 1973 wurde mit dem Bau eines neuen Universitätsklinikums begonnen, 1993 wurde der Neubau der Staats- und Universitätsbibliothek auf dem Campus eröffnet.

Mit dem Beitritt der ostdeutschen Bundesländer liegt Göttingen nunmehr verkehrsgünstig mitten in Deutschland, jedoch endete die traditionsreiche Geschichte von Göttingen als Garnisonsstadt, nachdem die Bundeswehr 1993 ihren Standort in Göttingen aufgab, womit auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor verschwand.

Die Studentenunruhen von 1968 gingen in Göttingen nicht so schnell wie anderswo zu Ende, seit 1990 bis heute gibt es aus dieser linksradikalen Bewegung zahlreiche Aktionen. Obwohl der Rechtsextremismus in Göttingen wenig Boden gewissen konnte, finden regelmäßig NPD-Demonstrationen und Naziaufmärsche statt. Rechtsextreme und Gegendemonstranten müssen stets mit großem Polizeiaufgebot getrennt werden.

Sehenswürdigkeiten (Auswahl):

Deutsches Theater
Junges Theater
Städtisches Museum
Kunstsammlung der Universität
Bismarckhäuschen am Wall
Museum der Göttinger Chemie
Saline Luisenhall
Stadtarchiv
St. Nikolai
Paulinerkirche
St. Jacobi
St. Albani
Junkernschänke
Altes Rathaus
Ehemalige Sternwarte
Burg Plesse

x
Franchise Unternehmen

Gemacht für alle die ein Franchise Unternehmen in Deutschland suchen.
Wähle dein Thema:

Mit dem passenden Unternehmen im Franchise starten.
© Franchise-Unternehmen.de - ein Service der Nexodon GmbH